Christian Flügels Rekordversuch gescheitert

Nach dem wir unsere (Halb-)Marathonveranstaltung aus den bekannten Gründen absagten, hat sich unser Vereinsmitglied Christian Flügel beim Mainova Halbmarathon in Frankfurt/Main kurzfristig angemeldet. Der dortige Veranstalter hatte für seinen Lauf vom Amtsarzt noch grünes Licht bekommen und daher seinen Halbmarathon, an dem rund 6.500 Laufenthusiasten teilnahmen, durchgeführt. Und hier nun der Bericht von Christian:


„Da Kandel abgesagt wurde, habe ich mit dem Veranstalter von Frankfurt telefoniert, ob es möglich ist, den Guinness World Rekord mit Babyjogger dort zu versuchen. Für ihn war es dann kein größeres Problem, als er erfahren hat, welche Zeit ich dafür laufen muss. Natürlich musste ich mich mit den anderen Läufern aus dem Eliteblock etwas absprechen, da gerade die ersten 300m bis 500m doch immer etwas knifflig sind, da jeder ähnlich schnell los läuft und sich das Feld erstmal sortieren muss. Dies hat aber in dem Elitefeld zwischen Deutschen Spitzenläufern und sehr ambitionierten Hobbyläufern gut geklappt.

Nach dem Starte musste ich hell wach sein um nicht andere Läufer zu behindern. Bordsteinkanten, Absperrgitter und nach zwei engen Kurven ging es dann aber raus auf eine breite Straße und das Feld hatte sich schon sortiert. Ein paar deutsche Spitzenläufern sind gleich enteilt. Etwas dahinter zwei Nachwuchsläufer, begleitet von Marcel Bräutigam und Jochen Uhrig aus Weinheim.

Danach kam bereits ich mit meinem Babyjogger und führte eine kleine Gruppe um Simon Rodewohl, Uwe Drescher und Tom Harder an. Mein Sohn ist dann auch gleich eingeschlafen. Auf asphaltiertem Weg ging es dann aus dem Stadiongelände raus Richtung Isenburger Schneise. Auf dieser breiten Straße sind wir dann erst Richtung Neu-Isenburg gelaufen und kurz vor dem Ortseingang an einem Wendepunkt wieder zurück nach Frankfurt. Jetzt kommt einem das ganze Starterfeld (wie in Kandel auf der langen K15 Landstraße Richtung Schaidt) das große Feld an Läufern entgegen. Dies motiviert immer unheimlich, wenn einen die Läufern anfeuern. Heute, da mich nicht wie in Kandel viele kennen, war dies nicht so. Aber wenn du merkst, wie weit vorne du bist, macht einen das auch immer sehr glücklich. Einige Zuschauer haben sich auch da draußen positioniert, um die Läufer anzufeuern.

Meinen Sohn hat das nicht interessiert. Er war vermutlich in seiner Traumwelt. Mit meinem Babyjoggerschritt und einer sehr guten Pace, welche auf Weltrekordkurs lag, sind wir sehr harmonisch Richtung Frankfurt City gelaufen. Bevor man am schönen Mainufer entlanglaufen darf, muss man noch durch Sachsenhausen. Dort wartete noch eine sehr knifflige Stelle auf mich, welche ich mir bei der kurzen Streckenbesichtigung über Karten nicht so genau angesehen hatte. Bahngleise, welche über ca. 500m genau in Laufrichtung verlaufen, sind für den Babyjogger somit schwierig, da die Räder in das Gleisbett geraten können. Man hat nicht viel Platz in der Gleisspur. Am Ende muss man heil wieder da raus. Also beherzt den Babyjogger im steilen Winkel über die Gleise manövrieren und weiter im hohen Tempo Richtung Mainufer. Kurz vor dem Mainufer passieren wir auch die Zeitmessmatte bei der Streckenhälfte mit nur ca. 15 Sekunden Rückstand auf die Guinness World Record Zeit. Alles nach Plan und ich fühle mich noch relativ fit, auch wenn ich bereits etwas Kraft lassen musste durch kleinere Kurven und Richtungsänderungen und das Gleisbett. Bei Kilometer 10 ist auch mein Sohn aus seiner Traumwelt aufgewacht und hat etwas von den vielen Menschen, welche an der Strecke standen, mitbekommen. Viele neugierige Blicke und einige Zuschauer vermuteten, das da gar kein Kind im Jogger liegt bei der hohen Geschwindigkeit. Doch er hat heute so sehr mit den Füßen seine Decke weg getreten, dass dies auch die Zuschauer gesehen haben.

Als es dann runter zum Mainufer ging, mussten wir kurz über Asphalt. Etwas durchgeschüttelt (aber heil) sind wir angekommen. Der Wind war hier am stärksten und hatte unserer Gruppe gut Kraft gekostet. Ich konnte nicht mehr viel dagegen halten und musste bei jetzt 20 Sekunden langsamer pro Kilometer als geplant die Gruppe ziehen lassen. Da ich bereits die Mütze und Decke meines Sohnes immer mal wieder richten musste, weil er heute nicht so ruhig liegen bleiben wollte, war für mich der Rekordversuch vorbei.

Jetzt wollte ich noch den schönen Ausblick auf Frankfurt genießen und dafür bietet sich das Mainufer wirklich sehr schön an. Danach geht es dann wieder steil eine Rampe hinauf; der Wind bläst hier immer noch recht stark. Jetzt werden die Zuschauer weniger und es geht durch die Bürocity im Süden Frankfurts. An der letzten Verpflegungsstelle wurde richtig Stimmung gemacht. Im letzten Waldstück Richtung Stadion kann man dann nochmal etwas Ruhe genießen. Dann sieht man auch schon den Stadionbereich und musste (die Härteprüfung mit Babyjogger) die steilste Rampe der Strecke noch hoch, bis man dann ins Stadion abbiegen konnte. Durch einen kleinen Tunnel kommt man dann ins Stadion, wo wir von vielen Zuschauern empfangen wurden. Mit einer Zeit von 1:16:01 haben wir das Ziel erreicht. Überglücklich sind wir dann in die Arme meiner Frau gefallen.

Die Läufer der Gruppe, in der ich bis zum Mainufer gelaufen bin, sind alle mit 1:11:22 bis 1:11:45 ins Ziel gekommen. Das hätte nicht für den Rekord gereicht, welcher bei 1:10:42 liegt; aber ich habe gespürt, was vielleicht in Kandel möglich ist, sollte der Halbmarathon doch noch dieses Jahr stattfinden und ich weiterhin gut trainieren kann.“