Erfolgreiche Kandeler Ultraläufer in Mörfelden

TSV Kandel setzt ein dickes Ausrufezeichen im Ultra-Laufen

Am Sonntagmorgen machten wir uns auf nach Mörfelden-Walldorf, um an der 6h DUV Meisterschaft teilzunehmen. Namentlich: Sandra Fätsch, Hans Michael Fätsch, Norden Ben Hassan, Dirk Karl und Michael Ohler
Wir kamen gegen 8 Uhr im Waldstadion der LG-Mörfelden-Walldorf an.
Nach Abholung der Startunterlagen gingen wir daran, das Verpflegungszelt aufzubauen. Auf mehreren Tischen stapelten sich Gels, süße  und salzige Snacks, allerlei isotonische, nach eigener Rezeptur zubereitete Mixgetränke und natürlich die obligatorische Cola. Als Ultraläufer weiß man nie so genau, nach was einem nach mehreren Laufstunden der Sinn steht, weshalb man sich hier alle Optionen offen halten sollte.
Wir platzierten das Versorgungzelt so, dass es am Ende des Rundkurses im Stadion an der Bahn stand, so dass man unserem „Supporter“ (einem befreundeten Laufkollegen) zurufen konnte, was man aktuell benötigte. Logistische Erwägungen spielen bei einem Ultralauf erfahrungsgemäß eine besondere Rolle.
Kurz vor 10 Uhr standen wir an der Startlinie, die meisten fröstelten und so waren viele Läufer zu Anfang des Wettbewerbs noch mit Laufjacke, Handschuhen und Mütze gewappnet.
Vor dem Lauf hatten wir besprochen, dass es für uns als Mannschaft um das Minimalziel ging, eine Mannschaftsleistung von mindestens 210 km zu erbringen, was einen Schnitt von 70 km pro Läufer bedeutete. Michael, in glänzender Form und für außergewöhnliche Leistungen bekannt, sollte da mit 80 km + Vorreiter sein, Dirk sollte mit 70 + eher im Mittelfeld agieren und Norden, der von einer dreiwöchigen Erkrankung noch nicht völlig genesen und dem daraus resultierenden Trainingsrückstand seiner anvisierten Laufleistung Tribut zollen musste, sollte mit 60 Km + die Mannschaftsleistung  absichern. Hans Michael sollte bei seiner 6h-Lauf-Premiere einfach nur durchkommen und das Mannschaftsergebnis als vierter Mann komplettieren.
Während es für Norden und Dirk nur die Mannschaftswertung von Belang war, ging es für Michael um den Altersklassen-Sieg bei der DUV Meisterschaft und einen Medaillenrang im Gesamtfeld der Läufer.
Unsere einzige weibliche Einzelstarterin Sandra (Fätsch) strebte an, sich in der Altersklasse W45 zu platzieren und in die Top Ten zu laufen.

Rennverlauf:
Die ersten Runden wurden vom höllischen Tempo des Läufers Marco Bscheidl von der LG Passau dominiert, welches sich alsbald relativierte, denn Michael , der ein Tempo von 4:15 min pro km anschlug, lief relativ schnell auf Position 2 und übernahm nach einigen Runden die Führung.
Zu laufen war eine vermessene Runde von 2.815 m, die aus dem Stadion herausführte. Von dort aus war  ein  relativ schmaler Weg zu passieren, bevor man auf die planierte breite Waldbodenstrecke kam, die im Karree wieder zurück ins Stadion führte, wo sich die Zeitmatte und der offizielle Verpflegungsstand befanden. Nach exakt 15 Runden hatte man so den Marathon absolviert. Michael passierte diese Marke in herausragenden 2:58:25 h, Dirk in 3:20:38 h und Norden in 3:44:44 h.  Also befanden sich die Läufer der Mannschaft beim Erreichen dieser Distanzmarke alle im Soll.
Das Besondere beim 6h-Lauf ist, dass man sich mit allen Läufern die gesamte Zeit auf der gleichen Strecke befindet, sich  an einigen Streckenpunkten begegnet und sich so gegenseitig unterstützen kann. Im weiteren Rennverlauf bekam Norden Knieprobleme, musste eine Zwangspause einlegen, aber biss sich durch.
Dirk hatte mit Krämpfen im Oberschenkel zu kämpfen, die er durch Selbstmassage und Zufuhr von Magnesium wieder in den Griff bekam. Michael spulte unbeeindruckt sein Tempo runter, Sandra lief relativ konstant, Hans Michael kämpfte sich durch seinen 6h-Premierenlauf.
Michael wurde im letzten Drittel des Rennens von Gerrit Wegener überholt, der noch zwei Wochen zuvor bei der 50km-DM mit einer Laufzeit von 3:07:20 h geglänzt hatte, hatte aber einen  Vorsprung von mehr als 1 km auf den Drittplatzierten des Rennens.
In den letzten 10 Minuten des Rennens versuchten viele Läufer noch, das Letzte aus sich rauszuholen, ehe die erlösende Hupe ertönte und man das auf der letzten Runde mitgenommene Sandsäckchen an Ort und Stelle fallen ließ.
Sofort begannen mehrere Teams mit einem geeichten Messrad die erlaufenen Restmeter zu vermessen. Mit Spannung erwarteten wir die Rennauswertung.
Keine Frage, dass Michael mit seinem für die AK M 50 geradezu sensationellen Ergebnis  den Meistertitel dieser Klasse errang. Mit sagenhaften 82,335 km hatte er lediglich 295 m Rückstand auf den Gesamtersten, nur ein Wimpernschlag trennte ihn vom Gesamtsieg. Die alterskorrigierte Leistung von  91,089 km verdeutlicht die Brillanz seiner Laufleistung.
Sandra belegte mit 65,368 km den Silberrang in der W 45 und Platz 9 im Gesamtfeld  der Frauen, Dirk mit 71,983 km, Norden mit 62,110 km und Hans Michael mit 56,283 km komplettierten das Ergebnis. Große Freude stellte sich ein, als wir feststellten, dass wir mit 216,428 km den zweiten Rang aller Teams und damit die Vizemeisterschaft belegten, wobei wir etwas mehr als 4 km Rückstand auf die Siegermannschaft (220,544 km) hatten.
In der Seniorenwertung 50 + konnten wir mit erheblichem Vorsprung den Meistertitel erringen (2.Platz. 210,733 km).
Kein Wunder also dass wir alle mehr als zufrieden waren, schöner kann ein Laufwochenende kaum sein.

Fotos unserer Ultras

Erwähnenswert ist noch, dass Marion Braun mit 67,346 km einen neuen Weltrekord in der W60 aufstellte.