Berlin/ Bernau, 27. August: Pia Winkelblech, Mitglied der TSV 1886 Kandel-Leichtathleten, hat sich in den letzten Jahren von der ehemaligen Mittelstreckenläuferin über den Marathonlauf zur Ultralangstreckenläuferin entwickelt. Heuer hat sie sich bei den Deutschen Meisterschaften im 100 km-Lauf für höhere Weihen empfohlen: Sie wurde in die deutsche Nationalmannschaft der Frauen für diese Disziplin berufen.

Die 100 km ist DIE Königsdisziplin im Ultralangstreckenlauf. Seit 1987 werden über diese Distanz vom Deutschen Leichtathletik-Verband nationale Meisterschaften sowie von der International Association of Ultrarunners Weltmeisterschaften ausgetragen. Ein faszinierender und höchst anspruchsvoller Wettkampf, der auch den Zuschauern ein spektakuläres Erlebnis bietet. Die Spitzen-Läufer rennen diese Strecke unter sieben Stunden oder auch weit darunter. Der Weltrekord der Männer liegt bei 6:09:14 Stunden, was einem Schnitt von 16 km/h. entspricht. Ein Tempo, das auch die Zuschauer in Atem hält.
Unmittelbar vor den Toren von Berlin liegt Bernau. Auf dem Marktplatz der Stadt wurde am Tag vor dem Event die Flaggenparade und in der Stadthalle die Eröffnungsfeier abgehalten. In Bernau ist mit dem Bauhaus Denkmal „Bundesschule Bernau“ ein großes Bauhausobjekt angesiedelt. Seit 2017 ist dieses Objekt Weltkulturerbe der UNESCO. Das Areal am Bauhausdenkmal war am Wettkampftag, dem 27. August, Zentrum des Laufgeschehens. Vom Sportgelände führte die Laufstrecke auf die breite, windgeschützte Wandlitzer Chaussee. Der flache Pendelkurs von 7,5 km Länge versprach von vornherein schnelle Zeiten. Auf gleichem Kurs wurde 2021 die 33. Deutsche Meisterschaft im 100 km Straßenlauf ausgetragen.

42 Nationen von Argentinien bis USA hatten 145 Männer und 106 Damen gemeldet; dazu kamen weitere Ultras, die sich für die Teilnahme an der gleichzeitig ausgerichteten Senioren-Weltmeisterschaft entschieden hatten. Der DLV hatte in Zusammenarbeit mit der DUV (Deutsche Ultralauf-Vereinigung) 5 Frauen und 6 Männer nominiert, darunter die Kandelerin Winkelblech und den Achener Andre Collet, der 2019 in Kandel bei der DM 100 km den Sieg davongetragen hatte.
Am Morgen gegen 6 Uhr erfolgte der „Chek In“ für alle Teilnehmenden und um 6.30 Uhr der Start für alle vor dem Bauhausdenkmalgebäude.
Leider herrschte am Wettkampftag kein ideales Laufwetter, eher im Gegenteil. Das am Vortag aufgetretene Gewitter bescherte am Wettkampfmorgen einen dichten Nebel, der sich zwar im Laufe des Morgens auflöste, aber dafür einer feuchtschwülen Temperatur Platz machte. Das sollte sich für das Wettkampfgeschehen als sehr nachteilig erweisen. Nicht aber für die die TSV-Läuferin. Pia hatte sich von Anfang an auf ein solides Lauftempo programmiert, das sie mit Zeiten um 38 Minuten für die Runde auch stets einhielt. Nach 6 Runden plus einer kleinen Einführungsrunde (47,5 km) lag sie mit einer Durchgangszeit von 3:56:34 h auf Rang 69 der Damen, zur Überraschung aller hier bereits als bestplazierte der deutschen Läuferinnen. Eine Runde später (55 km) lag sie bereits auf Rang 63 und nach 11 Runden (77,5 km) mit einer Durchgangszeit von 6:32:03 h auf Rang 53. Kaum nachlassend konnte sie schließlich nach 8:38:44 h den 100 km-Zielstrich überlaufen. Dabei lief sie jeden Kilometer mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 5:12 min. Ihre persönliche Bestzeit von den Deutschen Meisterschaften 2022 in Ubstadt-Weiher, die sie bei wesentlich besseren äußeren Bedingungen gelaufen war, verfehlte sie um knapp 1 Minute.
Erfolgreich schnitt sie auch bei der parallel durchgeführten Senioren-Weltmeisterschaftswertung ab. Sie erreichte in ihrer Altersklasse W45 den 7. Platz. Leider weniger erfolgreich war die deutsche Frauen-Nationalmannschaft. Diese erreichte lediglich Rang 15 der 21 teilnehmenden Nationen. (RS)
